50 Jahre Olympische Segelregatta in Kiel Tag 4 – Wieser/Auracher mit drittem Weltmeistertitel
von Hermann Hell / Ralf Abratis 20. August 10:14 PDT
10.-21. August 2022
Markus Wieser/Thomas Auracher (VSaW) gelingt der Hattrick im Tempest. Die amtierenden Weltmeister müssen am Sonntag nicht antreten. Dank fünf Laufsiegen sind sie vor dem letzten Rennen uneinholbar. © www.segel-bilder.de
Am vierten Tag der Wiederaufnahme der Olympischen Segelwettbewerbe 1972 in Kiel entwickelte sich der Wind besser als vorhergesagt und bot den Spielern in den vier Klassen sogar eine perfekte Bühne.
Obwohl die Klassen Tempest, Star und Flying Dutchman am Sonntag starten, steht bereits ein Siegerduo fest. Markus Wieser/Thomas Auracher krönten sich in einem harten Kampf zu Tempest World Champions und machten damit den Titel-Hattrick nach 2019 und 2021 perfekt. Für die Dragons war es mit zwei Rennen am Samstag bereits das Ende des Revivals. Ingo Ehrlicher (Pappenheim) feierte den Sieg zum 50. Olympiajubiläum Kiels.
Weltmeisterschaft des Sturms
Trotz eines ausstehenden Rennens wurden bei der Tempest-Weltmeisterschaft bereits Gold und Silber vergeben. Und die amtierenden Weltmeister sind auch die Neuen. Markus Wieser/Thomas Auracher (Starnberger See) konnten die Berliner Brüder Lars und Leif Bähr (2, 2, 1) mit zwei Siegen und einem zweiten Platz auf Distanz halten. Unter Berücksichtigung der Abwürfe ist der Titelkampf entschieden. An Land gab es High-Fives zwischen den Gewinnern und den Zweitplatzierten.
„Ihr wart absolut ebenbürtig. Es hat Spaß gemacht mit euch“, sagte Wieser. „Nicht nur, weil wir den Titel gewonnen haben, sondern weil Tempest ein wirklich cooles Boot ist. Es ist ein bisschen wie ein fliegender Holländer – nicht ganz so schnell, aber technisch genauso schön. Da ich normalerweise viel in professionellen Eigner-Yacht-Kursen segle , ich wollte unbedingt selbst segeln. Und die Tempest macht einfach riesigen Spaß.“
Trotzdem ist die Tempest-Saison für Wieser nun beendet. Nächste Station: Europameisterschaft der 6mR vor Cascais/Portugal an Bord von Dieter Schoens „Momo“. Crew Thomas Auracher hingegen plant mit Rudi Houdek die German Open der Tempest am Starnberger See.
Auch für den Zweitplatzierten war die WM nur ein kurzer Ausflug im Tempest. „Das war erst unsere vierte Regatta im Tempest überhaupt und die erste in diesem Jahr“, berichtete Leif Bähr. „Deshalb sind wir super happy. Es hat mega Spaß gemacht, die Klasse hier in Kiel in diesem Rahmen zu präsentieren. Für unseren Onkel (ehemaliger Präsident des Deutschen Segler-Verbandes, Rolf Bähr) ist es toll, dass seine Neffen weiterhin auf der Tempest segeln.“ sagte Leif Bähr. Sein Bruder und Steuermann Lars ergänzt: „Es war eine Ehre, gegen Markus und Thomas zu segeln. Schade, dass es schon entschieden ist.“ In ihrer Rennanalyse bemängeln die Gebrüder Bähr, dass der Wind etwas zu spät auffrischt: „Beim ersten Rennen heute war die erste Boje in Küstennähe, wo wir einen 40-Grad-Winddreher auf die falsche Seite erwischt haben.“ Markus war damit durch. Und mit etwas stärkerem Wind wäre es für uns insgesamt wahrscheinlich einfacher gewesen.“
Beste Aussichten auf den dritten Platz haben die Ex-Weltmeister Christian Spranger/Christopher Kopp vom Chiemsee, die mit dem Tag aber nicht zufrieden waren. „Wir haben zu viele taktische Fehler gemacht, die Konkurrenz aus den Augen gelassen und die Verschiebungen nicht richtig gesehen“, sagte Crew Kopp. „Aber mit Platz drei wären wir zufrieden. Die Top Ten sind alle toll, und die Top zwei sind einfach besser.“
IDM des Fliegenden Holländers
Der Kampf um den Internationalen Deutschen Meistertitel des Fliegenden Holländers ist völlig offen. Mit wechselnden Ergebnissen konnten Kay-Uwe Lüdtke/Kai Schäfers (Berlin/Arnsberg) die 14-maligen Weltmeister Szabolcs Majthényi/Andás Domokos (Ungarn) nur knapp auf Distanz halten. Nur ein Punkt trennt beide Teams vor dem finalen Rennen.
„Das erste Rennen heute lief super. Das haben wir mit großem Vorsprung gewonnen. Im zweiten Rennen sind wir beim Start am Pin-End hängengeblieben. Das war unser Streich“, berichtete Majthényi.
Das dritte Rennen des Tages hinterließ einen faden Beigeschmack im Mund des Ungarn. Im Dreikampf mit Lüdtke/Schäfers und den Drittplatzierten Kilian König/Johannes Brack (Hannover) fühlte er sich von den Deutschen stark bedrängt. Im Ziel landete er im Sandwich der deutschen Crews.
Drachen
Die Dragons schafften zwei intensive Rennen bei Bedingungen, die ein gutes Auge für die Winddreher erforderten. Die souveränen Führenden des ersten Tages, Ingo Ehrlicher/Michael Lipp/Anton Ehrlicher, kamen aus dem Start des ersten Rennens nicht gut heraus und erreichten die erste Marke nur im Mittelfeld. Aber danach fanden sie sich zwischen den Konkurrenten durch und arbeiteten sich in diesem Rennen bis auf den sechsten Platz vor, um ihm einen weiteren Rennsieg folgen zu lassen. Damit holten sich die Bayern nicht nur den Regattasieg, sondern dürfen sich auch Norddeutscher Meister nennen.
„Der Titel ist etwas wert, ist in der Rangliste hochdotiert. Daher sind wir super happy. Wir haben unsere Konzentration hochgehalten und uns so vor einem schlechten Ergebnis bewahrt“, sagte Ehrlicher. Auf die Frage nach dem entscheidenden Faktor für den Sieg verwies Steuermann und Taktiker Lipp auf den 18-jährigen Youngster im Team.
„Anton ist schuld. Er hat einfach perfekte Ansagen gemacht“, sagte Lipp. Tim Ladehof/Tim Alexander Jesse/Arne Brügge (Rendsburg) wurden Zweite vor Olaf Sternel/Mario Wagner/Stefan Waack (Hamburg).
Stern
Die Youngsters machen Druck auf die erfahrenen Star-Crews. Max Kohlhoff/Ole Burzinski (Kiel/Flensburg) segelten mit 1, 2, 1 die stärkste Serie des Tages und führen die Gesamtwertung vor Jörgen Schönherr/Markus Koy (Dänemark/Hamburg) an.
Zurück an Land waren die jungen Star-Segler sogar etwas unglücklich: „Drei Bullits wären drin gewesen. Wir waren auch im zweiten Rennen vorne, haben es dann aber am Vorwind verschenkt. Es war einfach ein mentales Problem. Das hatte ich noch nie Ich habe mich so über einen zweiten Platz geärgert“, sagt Max Kohlhoff, der prognostiziert: „Das wird morgen ein cooles Match. Wir haben in der vergangenen Woche viel mit Jörgen trainiert, kennen uns gut.“ Der erfahrene Däne hätte mit seiner Profi-Crew sogar die Gesamtführung gehalten, wenn das Team nicht Strafpunkte für das Nichttragen des Gelben Trikots erhalten hätte. So gehen sie von der Verfolgerposition ins Finale: „Die jungen Burschen wissen, was sie tun. Morgen wird es spannend“, sagte Schönherr. „Ob es ein Matchrace wird, werden wir sehen. Hauptsache schön gesegelt“, sagte Markus Koy. Von Platz drei aus haben Jan Borbet/Jesper Spehr (München/Malente) keine Chance mehr auf den Sieg.
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