Zukünftige Pläne für die Kieler Woche sind Kiten
von Andreas Kling 27. Juni 12:27 PDT
Breite Internationalität der Weltelite – hier die britischen 49er-Sieger James Peters/Fynn Sterritt – ist der typische Kieler-Woche-Charakter. © Sascha Klahn / Kieler Woche
Nach dem runden Erfolg der Kieler Woche 2022 blickt das Organisationsteam um Dirk Ramhorst ehrgeizig in die Zukunft. Im kommenden Jahr soll die sportliche Bedeutung weiter ausgebaut werden, um noch mehr Spitzensegler nach Kiel zu locken.
Im Zuge der deutschen Olympiaqualifikation und weiterer Nationen für Paris 2024 sollen alle zehn Disziplinen ausgeschrieben werden, darunter erstmals auch Kitesurfen. Zudem drängen die Organisatoren World Sailing auf Weltcup-Status. Professionelle Rahmenbedingungen durch ein starkes ehrenamtliches Team, eine vielfältige Internationalität am Start und die Einbindung in das Sommerfest sind die überzeugenden Argumente der Kieler Woche.
„46 Nationen an den Startlinien und damit doppelt so viele wie im Pandemiejahr 2021 sind angesichts der Kostenexplosion allein für die Anreise und der aktuellen geopolitischen Lage keine Selbstverständlichkeit“, fasst Organisationsleiter Ramhorst zusammen. Die Eventmeile in Schilksee und das Sommerfest in der Innenstadt wurden immer wieder als beliebte Alleinstellungsmerkmale der Kieler Woche genannt, vor allem von Aktiven nach zwei Jahren Party. Und ohne die Zuverlässigkeit von rund 400 ehrenamtlichen Helfern wäre eine Großveranstaltung undenkbar.
Ramhorst, der auch Vizepräsident des Deutschen Segler-Verbandes ist, prognostiziert, dass die kommende Kieler Woche durch die Olympia-Qualifikation für den deutschen Kader und weitere Nationen für Marseille 2024 sportlich nochmals zulegen wird. Das steht auch auf der Kieler Agenda der dringende Wunsch, den Weltcup-Status von World Sailing wiederzuerlangen. Ziel der Organisationsleitung ist es auch für 2023, Anmeldungen für alle zehn olympischen Disziplinen auszuschreiben. Die Kitesurfer würden dann voraussichtlich am Ostufer der Außenförde zwischen Wendtorf und Heidkate starten, müssten aber per Wassershuttle vom Olympiazentrum Schilksee übergesetzt werden.
„Das ist eine enorme logistische Herausforderung, der wir aber gewachsen sein wollen“, verspricht Ramhorst. Außerdem sei es wichtig, für die Klasse fest im internationalen Regattakalender verankert zu sein, damit es zu keinen Überschneidungen mit anderen Events in der Kite-Szene komme. „Außerdem müssen wir uns bei den iQ-Foilern noch dafür einsetzen, die Teilnehmerzahlen in Zukunft zu erhöhen.“
Sogeffekte wie die der beiden 49er-Klassen und der Nacra 17 aufgrund der anschließenden Europameisterschaft in Dänemark in diesem Jahr müssen zukünftig wieder genutzt werden. Voraussetzung ist eine enge Abstimmung mit den Klassenverbänden. Die Kieler Woche will in beiden Teilen an einem hochkarätigen Titelkampf wie der Weltmeisterschaft oder der Europameisterschaft festhalten. Der Gold Cup der Folkboats und die 11. ACO Musto Skiff Weltmeisterschaft waren es in diesem Jahr.
Rückblickend auf neun Regattatage bei teils idealen, teils herausfordernden Windverhältnissen fanden insgesamt 326 Wettfahrten statt, für die rund 4.000 aktive Teilnehmer fast 1.500 Wasserfahrzeuge von der „fliegenden Wespe“ (Waszp-Klasse) bis zum klassischen Volksboot nach Kiel-Schilksee gebracht hatten der Goldpokal.
Niemand brachte das Feedback der Protagonisten besser auf den Punkt als Katamaran-Olympiasieger 2016, Segellegende Santiago Lange aus Argentinien: „Die Kieler Woche ist einzigartig, auf dem Wasser hervorragend organisiert, an Land das schönste Flair der Welt.“
Die ausrichtenden Vereine, allen voran der Kieler Yacht-Club, der Norddeutsche Regatta Verein aus Hamburg und der Verein Seglerhaus am Wannsee aus Berlin, freuen sich über solche Lobeshymnen, ohne sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Kaum war nach der letzten feierlichen Preisverleihung mit Schleswig-Holsteins Innenministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack der Queen-Sound „We are the champions“ verklungen, da fiel sozusagen der Startschuss für die Vorbereitungen für die nächste Kieler Woche, die vom 17. bis 25. Juni 2023 stattfindet.
Sven Christensen, Geschäftsführer der Kieler-Woche-Marketing- und Eventagentur Point of Sailing, erfuhr große Dankbarkeit und hohe Zufriedenheit sowohl von Besuchern als auch von Sponsoren, darunter die Premiumpartner Audi, REWE und boot. „Die Menschen genossen informelle Begegnungen und überraschende Momente, ob Zuschauer oder Vorstandsmitglieder“, sagte Christensen. So mancher Gast sammelte erste und unvergessliche Segelerlebnisse. Und das Kieler-Woche-Feeling machte Lust auf mehr.
Das neue Riesenrad im Süden des Eventgeländes war nicht nur vom Wasser aus ein beliebtes Fotomotiv, sondern auch beliebt für schöne Ausblicke von oben. Die Verkaufsstände in der Vaasahalle und beim offiziellen Bekleidungspartner Helly Hansen verzeichneten trotz weniger Besuchern als zuletzt im Jahr 2019 hohe Umsätze, was sich auch an den Cateringständen bemerkbar machte. Christensen: „Aufgrund der Kostensteigerungen in allen Bereichen des täglichen Lebens ist das Geld der Menschen nicht mehr so locker. Wir werden hart daran arbeiten, mit einem Angebot für alle fortzufahren.“
Mehr unter www.kieler-woche.de