128. Kieler Woche Tag 6 – Strahlender Donnerstag eröffnet den olympischen Teil der Kieler Woche
von Andreas Kling 23. Juni 12:43 PDT
18.-26. Juni 2022
Strahlender Donnerstag eröffnet den olympischen Teil der Kieler Woche, acht verschiedene Nationen tragen gelbe Leadertrikots
Zum verspäteten Beginn des zweiten Teils der Kieler Woche sind die Spitzenplätze in den acht olympischen Disziplinen international gemischt. Nach einem fantastischen Segeldonnerstag (23. Juni) mit einer östlichen Sommerbrise vom Meer tragen drei Deutsche sowie Crews aus Australien, Italien, Irland, Schweden und der Schweiz die gelben Trikots der Führenden. Die südafrikanische Flagge weht an der Spitze der 11. ACO Musto Skiff-Weltmeisterschaft, mit Iren, Polen und Deutschen in drei internationalen Klassen vorn.
Der Sommer über Kiel hat den Windmotor angefeuert und die Athleten in den olympischen Disziplinen für den ungewollten Ruhetag am Mittwoch entschädigt. Mit vollem Programm, je einem Rennen extra, schickte die Rennleitung ihre Klassen über die Strecke auf die Strecken. Dabei konnten sie sich voll und ganz auf die zunehmende Brise verlassen, die Kieler-Woche-Wetterchef Dr. Meeno Schrader prognostiziert hatte: „Die Sonne kann voll angreifen, und das tut sie auch. Das wird eine Seebrise erzeugen, die von morgens drei Knoten bis auf 15 Knoten stetig ansteigen wird Knoten am Abend. Der Freitag wird ein weiterer Krachertag mit 13 Stunden Sonne und noch mehr Wind.“
49er
Selbst Olympia- und WM-Gold reichen nicht aus, um im 49er ganz oben mitzuspielen. Der Kroate Sime Fantela gewann 2016 Gold im 470er vor Rio, wechselte dann die Klasse und wurde 2018 mit seinem Bruder Mihovil Weltmeister im 49er. Zur Kieler Woche startete er mit zwei Siegen, rutschte dann aber ab und ist nun Vierter hinter dem Iren Robert Dickson /Sean Waddilove, Lukasz Przybytek/Jacek Pisecki (Polen) und Lucas Raul/Emile Amoros (Frankreich).
49erFX
Tina Lutz/Susann Beucke (Deutschland) starteten mit einer kaum zu träumenden Art in ihre Abschlussregatta. Die Olympia-Zweiten von Tokio, die ihre gemeinsame Karriere in Kiel beenden werden, starteten mit einem Sieg ins Geschehen. „Guter Start, rechte Seite“, verriet Tina Lutz das einfache Erfolgsrezept. Auf diesem Niveau konnte das Duo, das nach Olympia bis zur Kieler Woche nicht mehr segelte, allerdings nicht weitermachen. „Die Manöver waren nicht mehr ganz so spritzig. Ich bin jetzt ziemlich fertig“, sagte Lutz. Angeführt wird die Liste nach vier Rennen von den Schwedinnen Vilma Bobeck/Rebecca Netzler. Dahinter folgt ein gemischtes Team. Sophie Steinlein holte den zweifachen Olympia-Dritten Thomas Plößel ins Boot. Obwohl die 49erFX die olympische Damenklasse ist, dürfen bei der Kieler Woche auch gemischte und männliche Nachwuchsmannschaften segeln. „Meine Crew ist erkrankt, also habe ich die Chance genutzt, bei Thomas Erfahrungen zu sammeln. Ich lerne unglaublich viel. Sandra Jankowiak (Polen) auf Rang drei.
470
Die starke deutsche Flotte in der neuen olympischen Disziplin muss sich vorerst auf heimischem Boden hinter den Schweizern Yves Mermod/Maja Siegenthaler mit zwei Siegen behaupten. Dahinter folgt Luise Wanser, Olympiasechste aus Tokio, mit Philipp Autenrieth. Dritte sind Theres Dahnke/Matti Cipra.
ILC 6
An der Spitze der Ilca6, der olympischen Einhandklasse der Frauen, liefert sich ein Trio ein enges Rennen – und die in Berlin geborene Julia Büsselberg ist eine starke Anwärterin. Nach drei Rennen ist sie Dritte, nur einen Punkt hinter der Australierin Mara Stransky und punktgleich mit der Niederländerin Mirthe Akkerman.
ILKA 7
In Abwesenheit des sechsfachen Kieler-Woche-Siegers und Weltmeisters von 2020, Philipp Buhl, betrat Nik Aaron Willim die Bühne, um sich einen Namen zu machen. Mit einem Tagessieg und einem dritten Platz in den drei Rennen übernahm er die Gesamtführung und vertrat seinen Teamkollegen eindrucksvoll. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Nico Naujock (Deutschland) und Valterri Uusitalo (Finnland). Buhl hingegen genießt eine Auszeit vom olympischen Segeln. „Ich brauche etwas Abstand. Über zehn Jahre ununterbrochen zweieinhalb Olympiaeinsätze durchzuziehen und auf so ziemlich alles andere zu verzichten, hat mich sehr müde gemacht. Ich brauche jetzt dringend meine Olympiapause. Ich will regenerieren, habe Spaß haben, das Versäumte nachholen und Moth segeln“, sagt Buhl.
iQFoil-Männer
Die Kieler Woche 2022 der Surfer beginnt, wie die Regatta 2021 endete: mit Siegen von Sebastian Koerdel. Der letztjährige WM-Vierte dominiert das Geschehen vor Kiel. Nach einer wenig erfolgreichen EM am Gardasee im Mai (Platz 20) dürfte der Heimauftritt Balsam für die Seele sein. Nach sieben Rennen ist seine Bilanz mit sieben Siegen makellos. Ethan Westera (Aruba) bringt als Zweiter vor Fabian Wolf (Hamburg) karibisches Flair in die Spitzengruppe der Surfer.
iQFoil-Frauen
Das weibliche Gegenstück zu Koerdel ist Lena Erdil. Sie wird wie er vom NRV Olympic Team aus Hamburg unterstützt und hat die Konkurrenz in ihrer Heimat Kiel fest im Griff. Mit vier Siegen in sechs Rennen liegt sie auf Titelverteidigungskurs vor der Dänin Laerke Buhl-Hansen und Alisa Engelmann vom Bodensee.
Nakra 17
Die Nacra 17-Katamarane machen in olympischen Zyklen ständig neue Evolutionsschübe. Nach den Spielen 2016 in Tokio zu einer Foiling-Klasse entwickelt, wurde dieses Jahr die Konfiguration so geändert, dass die Cats nicht nur unter Gennaker, sondern auch auf den Upwind-Kursen aus dem Wasser ragen. Möglich wird dies durch die individuell einstellbaren Ruderfolien, mit denen sich ein stabiler Flugmodus erzeugen lässt. Für die Athleten bedeutet das aber auch, eine ganz andere Klasse kennenzulernen. „Es lernt wieder ganz neu“, sagt Santiago Lange aus Argentinien, Olympiasieger von 2016. Eine Prognose, wem der Lernprozess bis Marseille 2024 am besten gelingen wird, wagte er nicht: „Die Kieler Woche ist ein erster Schritt ins Neue Olympische Phase. Das Niveau im Feld ist sehr hoch.“
Nach den ersten Rennen scheinen die Italiener ihre Hausaufgaben am besten gemacht zu haben. Sie kamen früh auf die Foils und zeigten stabile Flugphasen. Damit führen die amtierenden Olympiasieger Ruggero Tita/Caterina Banti vor den Weltmeistern von 2019, Vittorio Bissaro/Maelle Frascari, und den britischen Doppelweltmeistern von 2020 und 2021, John Gimson/Anna Burnet. „Wir haben versucht, alles so zu machen wie zuvor. Allerdings sind wir erst seit etwa einer Woche wieder im Training, weil Caterina lange verletzt war“, berichtete Ruggero Tita.
11. ACO Musto Skiff-Weltmeisterschaft
Ein Contender-Segler rettete am Mittwoch den Tag der Musto Skiff-Darsteller. Nach langem und vergeblichem Warten auf Wind am ersten Tag sorgte Joachim Harpprecht für glänzende Unterhaltung der WM-Flotte. Der Bootsdesigner erzählte, wie er vor über 20 Jahren das Musto Skiff entworfen hat. Die ersten Anfänge gingen auf Experimente Anfang der 1990er Jahre am Gardasee zurück. Zu diesem Zweck wurde der Prototyp des Skiffs ausgestellt.
Doch die Zeit der Geselligkeit endete am Donnerstag, als das Wettfahrtkomitee die 44 Athleten aufforderte, für vier Wettfahrten aufs Wasser zu gehen. An der Spitze entwickelte sich der vorhergesagte Wettstreit zwischen der großen Flotte der Briten und Andy Tarboton. Der Südafrikaner rundete einen erfolgreichen Tag mit einem Sieg ab, der ihn vor Rick Peacock und Robert Richardson an der Spitze sieht. Bester Deutscher ist Iver Ahlmann. „Es waren Traumbedingungen – leider nicht meine. Mittelwind und Welle kann ich nicht so gut. Morgen wird es wohl noch schwieriger. Die Spitze des Feldes präsentiert sich wie erwartet“, sagte Ahlmann. Top-Fahrer Tarboton ist immer noch vorsichtig: „Du kannst eine Regatta am ersten Renntag nicht gewinnen, aber du kannst sie verlieren! Ich hatte das Gefühl, dass mein Schlüssel für den Tag darin bestand, in klarer Luft zu segeln und das Boot hart zu segeln. An die Spitze zu kommen Die Startreihe war ein weiteres Ziel, in einer guten Flotte ist es sehr schwierig, von einem schlechten Start zurückzukommen.“
420
Nach dem ersten Tag in den Gruppenrennen führen zwei punktgleiche Duos die 84 Crews an. Die Polen Jan Zamojski/Kacper Wojczulanis holten zwei Siege in der blauen Gruppe, während die Berliner Johann Emmer/Jannis Liebig parallel in der gelben Gruppe agierten. Valentina Steinlein/Lea Adolph (München) folgten nur einen Punkt dahinter.
J/24
Die Spitzen der beiden J-Klassen werden von überlegenen Teams dominiert. Bei der J/24 waren die Iren um Cillian Dickson am ersten Regattatag nicht zu schlagen. Mit einer perfekten Siegesbilanz in drei Läufen liegen sie klar vor Stefan Karsunke und Jan Kähler (beide Hamburg).
J/70
Auch Carsten Kemmling und seine Crew eröffneten die Kieler Woche mit einem lupenreinen Hattrick: Drei Starts, drei Siege – und ein fast entspannter Start für Steuermann Kemmling: „Coronabedingt mussten wir die Crew wechseln. Luke Willim hat die Position des Taktikers übernommen und gemacht so präzise Ansagen, dass ich nur noch nach den Erzählungen im Segel steuern musste.“ Zwei gute Starts bildeten die Basis für zwei Start-Ziel-Siege. Das dritte Rennen entschied die Crew dann auf der letzten Etappe ins Ziel, als sie den Führenden Lukas Feuerherdt (beide Hamburg) überholte. Feuerherdt ist Zweiter in der Gesamtwertung vor Bo Pedersen aus Dänemark.
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