128. Kieler Woche Tag 4 – Erste Kieler-Woche-Sieger aus fünf Nationen
von Andreas Kling 21. Juni 09:50 PDT
18.-26. Juni 2022
Die ersten Sieger der Kieler Woche 2022 stehen fest und sehen in den internationalen Klassen vier Deutsche, drei Dänen und einen Norweger sowie Ungarn und Kiwis vorn.
Den Gold Cup bei den Folkboats gewannen Søren Kæstel, Erik Andersen und Alex Lindegaard aus der Nähe von Kopenhagen. Der Euro Cup der 29er ging an die Neuseeländer George Lee Rush und Sebastian Menzies. Zur Halbzeit am Dienstag (21. Juni) erfreuten sich die Athleten auf der Kieler Förde bei leichtem bis mäßigem Westwind und strahlendem Sonnenschein erneut bester Segelbedingungen, bevor am Mittwoch (22. Juni) der olympische Teil der Segelregatta startet.
„Trotz des schwierigen Montags sind wir mit dem ersten Teil der Kieler Woche sehr zufrieden“, sagte Organisationsleiter Dirk Ramhorst. „Wir haben die Rennen am letzten Tag eine Stunde früher gestartet. Und wir wurden mit einem grandiosen Tag belohnt, der die Regatten der internationalen Klassen abgerundet hat. Wir freuen uns nun auf die nächsten fünf Tage mit den olympischen Disziplinen 420er, die J/24er und J/70er sowie die ACO Musto Skiff World Championship. Das werden weitere Highlights mit Spitzenfeldern.“ Doch bevor die Kieler Woche mit einem nächtlichen Feuerwerk über dem Schilksee Halbzeit feierte, durfte Ramhorst die Medaillen an die Sieger der internationalen Klassen überreichen.
Volksboot-Goldpokal
Zu Beginn des Tages sah es so aus, als könnte der deutsch-dänische Kampf um die Krone der Dreier-Kielbootklasse noch einmal spannend werden. Während sich die Crew von Ulf Kipcke (Kiel) am ersten Renntag von einer lauernden Position in der Gesamtwertung an die Spitze vorarbeitete, jagten die topplatzierten dänischen Crews das Feld vor sich her. Doch der Gesamtführende, Søren Kæstel aus Kopenhagen, konnte sich Zug um Zug aus der brenzligen Situation befreien und machte Platz um Platz gut. Während Kipcke Zweiter wurde, folgte Kæstel knapp dahinter als Vierter. Damit hatte der Däne alle Trümpfe für seinen fünften Gold Cup Sieg in der Hand und spielte seine Karten im Finalrennen hart aus.
Von Beginn an kümmerte er sich intensiv um den Lokalmatador aus Kiel, ließ ihn decken und ging auf allen Wegen mit. Da das Kipcke-Team das einzige Team war, das Søren Kæstel um den Triumph hätte herausfordern können, war dem Dänen seine eigene Platzierung fast gleichgültig. Zeitweise schien es sogar so, als ob beide Crews ans Ende des Feldes zurückfallen würden, doch im Ziel belegten sie erneut die Plätze zwei (Kæstel) und vier (Kipcke) und sicherten sich damit die Plätze eins und zwei vor John Wulff (ebenfalls Dänemark). .
„Wir waren vielleicht ein bisschen hart zu ihm. Aber es lag nur an uns beiden“, berichtete Kæstels Crew Erik Andersen über die konsequente Kampflinie seines Steuermanns. „Aber Ulf Kipcke hat es gut gemacht, ist trotzdem wieder weit nach vorne gekommen.“ Noch auf dem Wasser feierten die Dänen den Coup. An Land überließ Søren Kæstel die Arbeit am Kran seinen Teamkollegen. Er selbst machte sich auf den Weg, Sekt zu holen. Andersen: „Das ist sein Job. Denn die Gewinner des Gold Cups müssen den Pokal mit Champagner füllen.“
29er Eurocup
Die Neuseeländer George Lee Rush/Sebastian Menzies trotzten ihren eigenen Nerven, dem Druck ihrer Gegner und sogar einem Mann-über-Bord-Manöver, als Menzies kurzzeitig aus dem Boot fiel, nachdem der Kabelbaum gerissen war. Trotz aller Probleme feierten sie ihren ersten Kieler-Woche-Titel in der Jollen-Juniorenklasse und machten sich fit für weitere große Aufgaben. „Der Wind war schwierig, wir kamen beim Start nicht richtig in Schwung und das Niveau in der Goldgruppe war unglaublich hoch“, berichtete Steuermann Lee Rush.
Nach acht Laufsiegen in den neun Rennen der ersten drei Tage mussten sie sich nun mit den Plätzen 9, 16 und 3 begnügen. Da die Deutschen Carl Krause/Max Georgi als erste Verfolger gute Ergebnisse, aber keine Siege erzielten, reichte es den Neuseeländern, sich Gold vor Krause/Georgi und den schwedischen Geschwistern Hedvig und Hugo Liljegren zu sichern. Die Kieler-Woche-Titelverteidiger Anton und Johann Sach (GER) hatten einen gebrauchten Tag und rutschten dennoch auf den achten Platz ab. „Wir haben jetzt einen Tag zum Entspannen. Dann geht es zur Europameisterschaft nach Dänemark“, sagte Sebastian Menzies.
2,4 Meter
Das Leistungsniveau von Heiko Kröger in der Inklusionsklasse war in den vergangenen Tagen so hoch, dass wohl kein Buchmacher Wetten auf eine Niederlage des Hamburgers bei der Kieler Woche angenommen hätte. Und die Erwartungen wurden erfüllt. Mit zwei weiteren Siegen gewann Kröger souverän seinen 13. Titel vor Kiel vor Christoph Trömer (Deutschland) und Antonio Squizzato (Italien). „Das ist noch keine Selbstverständlichkeit. Die Bedingungen in Kiel sind immer so, dass man sekundenlang nicht schlafen kann“, sagte Kröger.
Der Paralympics-Sieger von 2000 hingegen hat ganz andere Probleme seines Sports im Blick: „Segeln steht vor großen Herausforderungen. Die Containerfrachtpreise sind explodiert. Vor drei Jahren kostete ein Container nach Amerika 6.500 Euro, jetzt sind es 36.000 Euro. Das kann keiner.“ sich das leisten, also muss umgedacht werden.“
Auch die Chancen einer Paralympics-Rückkehr für den Segelsport bleibt der Verfechter des inklusiven Sports skeptisch: „World Sailing hat hier in den letzten Jahren gute Arbeit geleistet und neue Nationen an den Start gebracht. Aber auch andere Sportarten drängen in das Paralympics-Programm. Deshalb wage ich nicht zu prognostizieren, welches Protokoll wir bei der Sportauswahl ziehen werden.“
Anwärter
Die dänischen Contender-Asse fanden die letzten Rennen nach dem unfreiwilligen Ruhetag am Montag etwas anstrengend. Nach den Plätzen sieben für Leader Jesper Armbrust und vier für Verfolger Sören Dulong Andreasen kam am frühen Dienstagmorgen sogar Hamburgs Eike Martens um den Kieler-Woche-Sieg ins Spiel. Doch das dänische Duo ließ sich nicht aus der Bahn werfen und sicherte sich am Ende mit Andreasen knapp vor Armbrust und Martens den Doppelsieg.
„Wir haben uns beide sehr genau beobachtet. Deshalb haben wir nicht die Top-Ergebnisse der Vortage erreicht. Es war die ganze Zeit ein enger Kampf und es ging immer darum, Fehler zu vermeiden“, sagte Andreasen, der seinen siebten Gesamtsieg einfuhr und Vierter in Folge vor Kiel: „Beim letzten Rennen wurde es noch einmal knifflig. Jesper und ich sind auf der linken Seite gestartet und der Wind hat auf rechts gedreht. Dadurch hatten wir plötzlich Segler um uns, denen wir nicht begegnet waren auf der Strecke davor. Danach mussten wir uns wieder nach vorne arbeiten. Aber es hat geklappt.“
Europa
Der Däne Caspar Fink hat die erste deutsche Prüfung mit Bravour bestanden, am Mittwoch folgt die nächste. Mit sechs Siegen und zwei zweiten Plätzen in den acht Rennen dominierte er das Feld. „Der Schlüssel zum Erfolg war eine hohe Bootsgeschwindigkeit – sowohl auf den Upwind- als auch auf den Downwind-Kursen. Es hat richtig Spaß gemacht bei diesem Wetter und mit den Wellen auf dem Kurs“, sagte der 19-Jährige. Nach dem Erfolg stürzte er sich sofort wieder in die Arbeit. Denn am Mittwoch steht die Deutschprüfung am Sonderborg Gymnasium an. Finks Landsmann Simon Christoffersen folgte auf Rang zwei vor Marisa Roch aus Kiel.
Fliegender Holländer
Schlüsselszene der FD-Entscheidung war der Start zum sechsten der neun Rennen. Die Deutschen Kay-Uwe Lüdtke/Kai Schäfers waren zu früh, kassierten eine Black-Flag-Disqualifikation und mussten die Gesamtführung an die Ungarn Szabolcs Majthényi/Andras Domoskos abgeben. „Danach konnten sie sich keine Saiten mehr leisten und mussten am Anfang vorsichtig sein. Wir haben das zu unserem Vorteil genutzt, uns auf sie konzentriert und sie kontrolliert“, sagte Majthényi. „Aber es war immer knapp. Uns war es wichtig, weitere Erfahrungen in Kiel zu sammeln, weil wir im August zum Olympia-Jubiläum dabei sein wollen.“
Auch Lüdtke/Schäfers, die bei den vergangenen beiden Weltmeisterschaften jeweils Zweite hinter den Ungarn wurden, sehen sich in Schlagdistanz zum Rekordweltmeister. „Ohne die vorzeitige Startdisqualifikation wäre es anders ausgegangen. Die nächsten Chancen, sie zu schlagen, gibt es im August in Kiel und kurz darauf bei der Weltmeisterschaft am Gardasee. Ich denke, es wird eng. Sie haben nicht die Super.“ -Dominanz der vergangenen Jahre nicht mehr“, sagte Lüdtke.
ILKA 4
Gudleik Berg-Kjöpsnes wurde von seinen Begleitern an Land jubelnd empfangen. Es war der erste Auftritt des Norwegers zur Kieler Woche und er endete gleich mit dem Europasieg in der Nachwuchsklasse der olympischen Disziplin. „Obwohl ich in den vergangenen zwei Jahren hier sein wollte, war ab da Covid. Jetzt hatte ich ein Top-3-Ergebnis im Visier und versucht, Fehler zu vermeiden. Das hat sehr gut geklappt“, sagte der 16-Jährige -old, der nun bei der WM in Portugal weiter hoch hinaus will: „Dort möchte ich auch ganz weit oben in der Rangliste stehen.“ Hinter der Norwegerin landeten die beiden Mädels Josephine Koep (Deutschland) und Nanna Sofie Juell-Bergan (Norwegen) auf den folgenden Podestplätzen
ILC 6
Mit einer UFD-Disqualifikation eröffnete Titelverteidiger Ole Schweckendiek (Kiel) den Tag und setzte sich erneut unter Druck. „Das hat es spannend gemacht. Glücklicherweise hatte auch der Neuseeländer Armit einen Fehlstart. Danach mussten wir beide vorsichtig agieren. „Das intensive Wintertraining scheint sich jetzt auszuzahlen.“ Auf die Kieler Woche folgen nun die Europameisterschaften, dann die Jugendweltmeisterschaften, die Deutschen Jugendmeisterschaften und dann der Wechsel ins olympische ILCA 7. Zu seinen Ambitionen bei der anstehenden EM in Griechenland ist der Kieler Student zurückhaltend: „Ich will Viel Spaß und komme unter die ersten 15.“ Hinter Schweckendiek folgte der Neuseeländer Caleb Armit auf Rang zwei. Kieler Neuling Amaya Escudero, die im vergangenen Jahr nach einem längeren Auslandsaufenthalt mit ihren Eltern nach Deutschland zurückgekehrt war, arbeitete sich noch bis auf den dritten Platz vor.
OK Schlauchboot
Bei den OK-Jollen gab es während der Serie nur zwei Rennsieger: Entweder hatte André Budzien (Deutschland) den Bug vorn oder der Däne Bo Petersen. „Wir haben uns immer gegenseitig gestalkt, und ich habe Bo ziemlich gut im Griff. Unsere Serie sieht klarer aus, als sie war. Aber wenn wir vorne sind, dann können wir auch Abstand halten“, sagte Budzien. Die Kieler Woche ist immer ein Highlight der Klasse. Verfolger Bo Petersen rätselte ein wenig, woher Budzien den Geschwindigkeitsvorteil hatte, war aber der erste Gratulant an Land: „André war hier besser. Die Zahlen lügen nicht Material jetzt.“ Hinter Budzien und Petersen komplettierte der Neuseeländer Greg Wilcox das Podium.
Waszp
Adrien-Paul Farien gewann auch das einzige Rennen am letzten Tag der Waszp und strahlte über seinen Heimsieg im zweiten Anlauf. Bei der Waszp-Premiere auf der Kieler Woche im vergangenen Jahr musste er der Norwegerin Mathilde B. Roberstad weichen. Diesmal ließ der 22-Jährige keinen Schlag aus und belegte in allen sechs Rennen den ersten Platz. Aber warum hat er laut Ergebnisliste auf den zweiten verzichtet? „Ich bin mit meinem Trainingspartner Leo Maechler leicht zusammengestoßen. Aber wir wollten keinen Protest, also bin ich einfach ausgeschieden“, erklärte Farien, der dank eines Treffers dennoch eine weiße Punkteweste behielt. Maechler, ebenfalls aus Kiel, wurde Zweiter vor dem Schweden Hanno Seifert.
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