Last-Minute-Sieg für Bernaz im spannenden Medal Race der Kieler Woche
von Andy Rice 26. Juni 09:06 PDT
22.-30. Juni 2024
Der Franzose Jean-Baptiste Bernaz (rechts) erhält die ersten Glückwünsche seines deutschen Freundes und Trainingspartners zu seinem Last-Minute-Sieg im ILCA 7-Einhandsegeln © Sascha Klahn
Jean-Baptiste Bernaz sicherte sich im Rahmen der Kieler Woche am Mittwoch (26. Juni) auf den letzten Metern des ILCA-7-Medalrace einen Last-Chance-Sieg.
Es war ein spannender Abschluss eines großartigen Nachmittags mit Finalrennen für fünf olympische Klassen bei leichter Brise und wunderschönem blauen Himmel in Norddeutschland.
ILCA 7 Männer Medaillenrennen
Für den Franzosen Bernaz hätte das Rennen um die Medaillen eigentlich ziemlich einfach sein sollen, da er mit der gelben Startnummer und einem 10-Punkte-Vorsprung vor dem Australier Zac Littlewood in den Tag gestartet war. Bernaz hatte jedoch am Ende Probleme, während der Italiener Lorenzo Chiavarini an der Spitze ein Start-Ziel-Rennen segelte.
Noch wichtiger für den Franzosen war, dass seine Freunde und Trainingspartner vorne gute Rennen lieferten. Als der Deutsche Philipp Buhl als Zweiter die Ziellinie überquerte, lag er auf dem Weg zur Goldmedaille, Bernaz war Neunter. Zwei Fehler – je einer für Segler aus Argentinien und den Niederlanden – ließen Bernaz jedoch auf den siebten Platz vorrücken. Das reichte gerade noch für Frankreich, um Gold zu verteidigen, Buhl holte Silber für Deutschland und der Norweger Hermann Tomasgaard Bronze.
Für Bernaz war es nicht nur der perfekte Abschluss der Kieler Woche, das Drama am letzten Tag war auch ein weiterer Schritt in seinem Bestreben, die Disziplin der Olympischen Regatta in einem Monat nachzuahmen. „Die ganze Woche über war es eine tolle Regatta“, sagte der Franzose. „Es ist ein anspruchsvoller Ort, aber es war schön, hierherzukommen und dem ganzen Druck zu entkommen, der damit einhergeht, in Frankreich im Vorfeld der Spiele zu sein. Es war toll, heute und die ganze Woche über ein knappes Rennen gegen Buhly und Hermann zu liefern. Heute Abend trinken wir jetzt zusammen ein Bier.“
ILCA 6 Frauen Medaillenrennen
Katastrophaler Start für Anna Munch im Medal Race der ILCA6-Klasse. Trotz 13 Punkten Rückstand auf die Führende war die Dänin die einzige, die noch eine Chance hatte, die Polin Agata Barwinska zu schlagen. Munch steckte jedoch im Startboot fest und konnte die ebenfalls schlecht gestartete Barwinska nicht angreifen. So kämpften sich die bis dahin besten und dominantesten Seglerinnen der Regatta weiter hinten ins Ziel und konnten sich im Rennverlauf nicht mehr erholen.
Zunächst hatte die Australierin Mara Stransky die Nase vorn, doch die Verfolgerinnen blieben in Schlagdistanz. Nach einem Schiedsrichterentscheid wegen illegalen Pumpens verlor Stransky ihre Führung und die Schweizerin Maud Jayet zog an ihr vorbei. Ihre härteste Verfolgerin: die Finnin Monika Mikkola, die die Schweizerin auf der letzten Etappe nicht mehr überholen konnte.
Agata Barwinski und Anna Munch kamen lachend als Letzte über die Ziellinie. Die Dänin fiel in der Gesamtwertung vom zweiten auf den dritten Platz zurück und musste sich knapp der Australierin Stransky geschlagen geben, die hinter der siegreichen Polin Silber holte.
„Es war wirklich intensiv, aber ich bin sehr glücklich, wie es gelaufen ist“, lächelte Barwinska. „Es war die perfekte Wahl, vor den Spielen in Marseille hierher zu kommen und hier bei strahlend blauem Himmel in Kiel gegen so großartige Segler anzutreten.“
470 Gemischtes Medaillenrennen
Das 470er-Mixed-Medaillenrennen war ein Dreikampf zwischen den Geschwistern Hedwig und Hugo Liljegren aus Schweden, den Ukrainern Yehor Samarin/Yelyzaveta Vasylenko, die punktgleich mit den Schweden ins Medaillenrennen gestartet waren, und dem polnischen Team Zofia Korsak & Mikolai Bazyli, das noch Gold ergattern konnte.
Die Medaillenentscheidung fiel bei den letzten Vorwinden zwischen den Schweden, den Ukrainern und den Polen, wobei der Wind hin und her schwankte. Am Ende konnten sich die Polen Korsak/Bazyli auf den zweiten Platz hinter den Medal Race-Gewinnern aus Deutschland, Johann Emmer und Paula Schützer, schieben.
Die Schweden hatten auf der Zielgeraden Probleme mit dem Spinnaker und konnten den vorbeiziehenden Ukrainern kaum etwas entgegensetzen. Am Ende reichte es für Liljegren/Liljegren nur für Platz 7 im Medal Race, womit sie in der Gesamtwertung auf Platz 3 zurückfielen. Jubelnde Kieler-Woche-Sieger wurden die beiden Ukrainer Yehor Samarin/Yelyzaveta Vasylenko vor den Polen Korsak/Bazyli.
„Wir sind sehr glücklich, hier gewonnen zu haben“, grinste Vasylenko. „Das ist unsere erste internationale Regatta, die wir zusammen bestreiten, daher ist es großartig, zu gewinnen. Es ist ein guter Schritt und wir hoffen, in den nächsten Jahren so weitermachen zu können und die Ukraine bei den Olympischen Spielen 2028 zu vertreten.“
49er Skiff-Medaillenrennen der Männer
Bei 10 Knoten Wind starteten die 49er-Herrenskiffs. Die Dänen Frederik Rask und Jakob Precht-Jensen gingen nahezu uneinholbar ins Rennen. Nur das maltesische Team Richard Schultheis und Youenn Bertin hatte noch eine theoretische Chance, Dänemark Gold abzunehmen. Doch kurz nach dem Start bekamen die Malteser von den Schiedsrichtern eine Strafrunde, weil sie den Dänen kurz im Weg standen.
Die Dänen segelten anschließend ein sehr kontrolliertes Rennen in Schlagdistanz zu ihren maltesischen Konkurrenten, die als Achte die Ziellinie überquerten. Dank ihrer Punkteführung zu Beginn des Tages reichte Rask/Precht-Jensen ein neunter Platz zum Gesamtsieg.
„Wir hatten ein paar Monate Zeit, um die Enttäuschung über die verpasste Olympia-Auswahl zu verarbeiten“, sagte Rask. „Hier zu gewinnen ist nicht dasselbe wie eine Medaille bei Olympia zu gewinnen, aber es ist trotzdem schön. Wir sind diese Woche richtig gut gesegelt und es war auch ein schöner Urlaub.“
Ein gutes Medal Race verlief unterdessen für Tytus Butowski und Borys Podumis, die das abschließende Medal Race gewannen und sich damit auf den 2. Gesamtrang vorarbeiteten. Schultheiss/Bertin mussten sich mit Bronze zufrieden geben.
49erFX Skiff-Medaillenrennen für Frauen
Mit einem komfortablen Vorsprung von 17 Punkten gingen die Deutschen Inga-Marie Hoffmann und Jill Paland in das letzte Rennen. Nur die Norwegerinnen Pia Dahl Andersen und Nora Edland hatten noch schwache Hoffnungen, den führenden Deutschen den Gesamtsieg noch streitig zu machen.
Nach einem misslungenen Start konnten Hofmann/Paland Position um Position gutmachen und überließen am Ende nichts dem Zufall und kämpften sich im Medal Race bis auf Platz drei vor. Damit reichte es mit komfortablem Vorsprung zu Gold. Nicht schlecht für ein Team, das sich für diese Regatta nur in Abwesenheit seiner üblichen Crewkolleginnen zusammengefunden hatte. Silber holten die Norwegerinnen, Bronze holten die Deutschen Katharina Schwachhofer und Elena Stoltze.
Hoffman resümierte eine tolle Kieler Woche für die Olympiasegler. „Sonnig, tolle Bedingungen, es regnet hier nicht immer“, lachte sie. „Wir hatten diese Woche viel Spaß im Boot und ich denke, deshalb sind wir beim ersten gemeinsamen Segeln auch so gut gefahren.“
Damit endet Teil 1 der Kieler Woche. Am Donnerstag beginnt Teil 2, der bis zum Schlusstag am Sonntag andauert. Dann sind auch andere international beliebte Jollen- und Kielbootklassen an der Reihe, die herrliche Bedingungen auf der Kieler Förde zu genießen.
Mehr dazu unter www.kieler-woche.de