Kieler Woche 2024: Danish Dynamite und Samoa-Doppelstart
von Kieler Woche 27 Jun 09:48 PDT
22.-30. Juni 2024
71 OK-Jollen bildeten beim Start auf der Medienrennstrecke ein eindrucksvolles Bild Hotel direkt vor Kiel-Schilksee – Kieler Woche 2024 © Sascha Klahn
Wechselstimmung in Kiel-Schilksee: Die zweite Hälfte der Kieler Woche markiert die Stunde der acht internationalen Klassen. Hochspannung ist garantiert, denn die Regatta ist der Showdown zwischen zahlreichen Welt- und Europameistern. Allerdings konnten es die Segler zum Auftakt ihrer vier Kieler Tage auch etwas ruhiger angehen lassen. Nach dem Hochsommer kündigten sich Gewitterzellen an, die maximal zwei Wettfahrten zuließen. Doch am Freitag dürfte es mit vier Wettfahrten aller Klassen bei Westwind und nur 20 Grad doppelt so voll werden.
Einige der Athletinnen und Athleten sind bei dieser Kieler Woche zum zweiten Mal am Start. Sie haben die Klasse gewechselt oder starten mit demselben Boot, aber in einem neuen Feld. Vaimo’oi’a Ripley ist eine von ihnen. Die 34-Jährige aus Samoa segelt ILCA 6, eine Klasse, die in der ersten Hälfte der Kieler Woche als olympische Disziplin für Frauen ausgetragen wird. Nun dürfen auch die männlichen Nachwuchsathleten mitmachen und nutzen den Wettbewerb als Vorbereitung auf ihre Olympiakarriere. Und auch Vaimo’oi’a Ripley will Erfahrungen sammeln – Erfahrungen für die Olympischen Spiele in Marseille, wo sie über eine Wildcard startberechtigt ist.
Für die Samoanerin ist die Kieler Woche ein völlig neues Erlebnis. Am vergangenen Freitag kam sie vom anderen Ende der Welt nördlich von Neuseeland an. Und auf der Kieler Förde musste sie sich erst einmal auf besondere Weise akklimatisieren: Am ersten Tag trug sie drei Lagen Segelkleidung. Bei mehr Wärme an den darauffolgenden Tagen konnte sie dann zumindest eine Lage ausziehen. „Danke Kiel für die Sonne. Die passt besser zu den Bedingungen in meiner pazifischen Heimat.“
Der Doppelauftritt in Kiel sei nicht nur die beste Möglichkeit, sich sportlich auf Olympia vorzubereiten, sondern auch, sich an das europäische Wetter zu gewöhnen und etwas Olympia-Flair zu schnuppern. „Es ist etwas ganz Besonderes, hier zu segeln, wo 1972 die Olympischen Spiele stattgefunden haben. Man spürt die Magie.“
Nach der Kieler Woche will sie noch zur Warnemünder Woche weiterfahren, anschließend mit ihrer Familie Hamburg besuchen, an der Alster trainieren und dann nach Frankreich reisen. Zuvor zeigte sie, dass ihre Lernkurve steil nach oben geht. Während sie im Olympiafeld der Damen den vorletzten Platz belegte, lag sie nach dem ersten Tag in der offenen Klasse im guten Mittelfeld (82. von 157 Starterinnen). Vorerst liegt die Finnin Monika Mikkola mit zwei Runden in Führung.
In der Einsteigerklasse der olympischen Jolle, der ILCA 4, liegt nach zwei Rennen Johanna Brinkmann aus Biggesee in Führung. Ob sie schon von den fünf Ringen träumt, ist nicht bekannt.
Heiko Kröger bringt große Kieler Erfahrung mit. Der Paralympics-Sieger des Jahres 2000 holte im 2.4mR bereits 14-mal Kieler-Woche-Gold. Und er scheut sich nicht, es noch einmal zu tun. Die Britin Megan Pascoe kündigte an, ihm im Hinblick auf die Weltmeisterschaften Anfang August an gleicher Stelle einen harten Kampf zu liefern. Tag eins verlief jedoch klar zu Krögers Gunsten: Mit zwei Siegen in Folge belegt er vor Pascoe die Spitzenposition im 31 Boote umfassenden Feld der Inklusionsklasse.
In den weiteren Klassen präsentieren sich die dänischen Teilnehmer auf höchstem Niveau und zeigen, dass sie um den inoffiziellen Titel der stärksten Kieler Woche-Nation mitkämpfen. Und sie liegen gut im Rennen.
Führender im OK-Jollensegeln ist Bo Petersen mit zwei fehlerfreien Siegen. Der dänische Europameister 2022 steuert auf seinen vierten Kieler-Woche-Triumph zu und freut sich auch in den kommenden Tagen auf andere Segelbedingungen: „Ich mag es, wenn der Wind dreht. Das Erfolgsgeheimnis des dänischen Teams? Wir gehen zu Hause drei- bis viermal pro Woche aufs Wasser.“
Auch in der Contender-Rangliste liegt der Danebrog ganz vorne – wenig überraschend! Immerhin ist der Mann auf Platz eins, Jesper Armbrust, der Europameister von 2022 und sein erster Konkurrent, sein Landsmann Sören Dulong Andreasen, gewann im vergangenen Jahr die Weltmeisterschaft.
Spitzenreiter bei den J/70 ist ein weiterer Däne: Frederyk Hvalsö setzte das erste Ausrufezeichen im 48 Crews umfassenden Feld. Das zweite Rennen konnte allerdings nicht beendet werden. Die Wettfahrtleitung sagte das Rennen aufgrund einer Gewitterwarnung ab und schickte die Teilnehmer an Land. Das galt auch für die J/24, bei der sich der Hamburger Peter Langhans vor Routinier und Multitalent Frank Schönfeld (ebenfalls aus Hamburg) durchsetzte.
In der ehemaligen Olympia-Disziplin „Fliegender Holländer“ deutet sich bereits nach dem ersten Tag eine erfolgreiche WM-Revanche an. Den ungarischen Rekordweltmeistern Szabolcs Majthenyi/Andras Domokos gelang zum Auftakt ein Doppelsieg. Sie verwiesen die amtierenden Weltmeister Kay-Uwe Lüdtke/Kai Schäfers (Berlin/Hannover) und die WM-Bronzemedaillengewinner Kilian König/Johannes Brack (Hannover) auf die Verfolgerplätze.
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