128. Kieler Woche insgesamt
von Andreas Kling 26. Juni 12:43 PDT
18.-26. Juni 2022
326 Rennen in neun Tagen auf neun Rennstrecken absolviert
Der letzte Tag der Kieler Woche spiegelte noch einmal die vergangenen neun Renntage wider. Die Bedingungen variierten von Windstille am Morgen – mit entsprechender Startverzögerung – bis hin zu Traumbedingungen bei den letztmöglichen Medal Races der olympischen Klassen.
Auf neun Rennstrecken wurden insgesamt 326 Wettfahrten in 22 Bootsklassen und Disziplinen sowie die Offshore-Yachten ins Ziel gebracht. „Es war anspruchsvoll, aber immer fair und abwechslungsreich für die internationale Segelelite“, resümierte Organisationsleiter Dirk Ramhorst zufrieden. Die nächste, dann 129. Kieler Woche findet vom 17. bis 25. Juni 2023 in ihrem 141. Jahr statt.
Drei Goldmedaillen feierten die deutschen Gastgeber mit Lena Erdil (Kiel) im Surfen sowie Sophie Steinlein/Thomas Plößel (Hamburg) im 49er FX und dem Kieler Paar Malte und Anastasiya Winkel (470). Für die Triumphe der Internationalen Kieler Woche am neunten Wettkampftag sorgten die italienischen Olympiasieger Ruggero Tita/Caterina Banti (Nacra 17), das britische 49er-Duo James Peters/Fynn Sterritt, der Finne Kaarle Tapper mit einem überzeugenden Endspurt im Ilca 7 , die überlegene Australierin Mara Stransky (Ilca 6) und Ethan Westera (Aruba) im iQ-Foil-Surfen. Die 11. ACO Musto Skiff Weltmeisterschaft wurde von Rick Peacock aus Großbritannien gewonnen, in den drei anderen internationalen Klassen gab es zwei deutsche und einen irischen Sieg.
49er
Die zehn Duos im olympischen Herrenskiff zitterten im leichten Wind über eine wegen Winddrehern und Wolken am Himmel schwer ablesbare Strecke. Das mussten die Dänen Frederik Rask/Jakob Precht Jensen schmerzlich erfahren. Sie starteten als Zweite ins Medal Race, waren nach dem ersten Aufwind top, trafen dann aber eine Fehlentscheidung nach der anderen und wurden in diesem Rennen auf Platz zehn und Gesamtsiebte vorgeschoben. Das britische Team James Peters/Fynn Sterritt verteidigte seine Gesamtführung. Sie gewannen die letzte Wettfahrt und freuten sich über eine perfekte Woche: „Wir sind heute rausgefahren, um zu gewinnen. Wir wollten unsere Wettfahrt segeln und haben nicht auf die anderen geschaut. Das hat sich ausgezahlt“, sagte Steuermann Peters. Die Spanier Diego Botin/Florian Trittel schafften den Sprung auf den zweiten Platz vor den Neuseeländern Isaac McHardie/William McKenzie.
49erFX
Mit einem zweiten Platz im Medal Race rundete die deutsche Mixed-Crew Sophie Steinlein/Thomas Plößel eine außergewöhnliche Kieler Woche mit Gold ab. Die Stammmannschaft von Sophie Steinlein erkrankte, also fragte sie den Olympia-Dritten, ob er einspringen könne. Plößel kam mit viel Spaß und noch mehr Tipps an Bord: „Ich bin zur Kieler Woche gekommen, um ein gutes Coaching zu geben. Ich hatte die Hoffnung dass wir es vielleicht ins Medal Race schaffen. Der Sieg hat alle Erwartungen übertroffen.“ Steuerfrau Steinlein stimmte zu und sagte, sie habe „unglaublich viel gelernt“: „Ich bin positiv überrascht. Ich dachte, mit mehr Wind hätten wir mehr Chancen. Hinter dem Mixed-Duo landeten die olympischen Damen-Crews Vilma Bobeck/Rebecca Netzler (Schweden) sowie Georgia und Antonia Lewin-Lafrance (Kanada) auf den weiteren Podestplätzen.
470
Der schwedische Weltmeister von 2021, Anton Dahlberg, verhinderte im 470er mit seiner Ehefrau Lovisa Karlsson einen kompletten deutschen Podiumserfolg. Da Luise Wanser/Philipp Autenrieth am Ende ins Stocken gerieten, rückten die Schweden noch auf Rang drei vor. Malte und Anastasiya Winkel sicherten sich knapp Kieler-Woche-Gold vor den immer stärker werdenden Simon Diesch/Anna Markfort, die ihr gemeinsames Regatta-Debüt bei der Kieler Woche feierten. „Wir haben im Medal Race im Match Race mit Malte und Nastya etwas den Überblick verloren. Dass wir am Ende punktgleich mit dem Dritten auf dem vierten Platz gelandet sind, tut ein bisschen weh Kieler Woche als 470. Ich war zuletzt 2017 hier“, sagte Luise Wanser. Das Siegerpaar konnte aufatmen. „Eine halbe Stunde vor dem Start kam die Aufregung, obwohl ich durch den Punkterückstand vorher eigentlich etwas entspannt war. Aber dann haben wir alles gegeben, was wir tun mussten“, sagte Anastasiya Winkel. Ihr Mann fügte hinzu: „Ich bin mega happy. Ich habe die Kieler Woche noch nie gewonnen, und bei der Junioren-WM vor ein paar Jahren habe ich am letzten Tag eine Medaille verpasst.“
ILC 6
Große Freude herrschte bei der Australierin Mara Stransky. Noch nie in ihrem Leben war sie als Führende an einem Medal Race teilgenommen. Recht souverän und scheinbar ohne Nervosität erledigte sie ihre Aufgabe und landete mit einem weiteren Sieg, dem vierten in der Kieler-Woche-Serie, den Gesamterfolg. An folgenden Orten: Monika Mikkola (Finnland) und Mirthe Akkerman (Niederlande).
ILKA 7
Bei der Ilca 7 gab es ein doppeltes Finn-Podium. Olympia-erfahrene Kaarle Tapper konnte sich mit einem Sieg im Finalrennen auf den ersten Platz vorarbeiten. Sein Landsmann Valtteri Uusitalo wurde Dritter. Im Finnen-Sandwich auf Platz zwei: der Belgier Wannes van Laer.
iQ-Foil männlich
Eindrucksvoller als der Deutsche Sebastian Kördel kann man seine Überlegenheit kaum demonstrieren. Und doch hat es am Ende nicht zum Sieg gereicht. Der im spanischen Tarifa lebende Surfer gewann alle neun Vorläufe des iQ-Foils. Aber das alles zählt für die Surfer nicht. Die Punkte aus der Vorrunde werden gestrichen und nur das Finalrennen entscheidet. „Ich hatte Algen an meiner Flosse und das war es.“ So surfte Ethan Westera (Aruba) vorbei und schnappte sich das Gold vor Kördel und Fabian Wolf (Kiel).
iQ-Foil weiblich
Bei den nordisch geprägten Surferinnen gelang es Lena Erdil, ihren Titel auf heimischem Boden zu verteidigen. In den sieben Rennen konnte sie sogar eine vorzeitige Startdisqualifikation wegstecken und verwies Laerke Buhl Hansen (Dänemark) und Aleksandra Blinnikka (Finnland) auf die weiteren Podiumsplätze. Da hier die Finalserie abgebrochen werden musste, entschieden die Ergebnisse der Vorrunde.
Nakra 17
Für Geburtstagskind Paul Kohlhoff gab es ein kleines Geschenk auf See. An seinem 27. Geburtstag bekam der Kieler Sportsoldat mit seiner Crew Alica Stuhlemmer eine weitere Chance, seinen zehnten Gesamtrang zu verbessern. Das Medal Race wurde auf die Minute genau mit der letzten Startmöglichkeit gestartet, und die Olympia-Dritten Kohlhoff/Stuhlemmer kamen nach verhaltenem Start gut weg, führten zwischenzeitlich das Feld an und wurden schließlich Dritte. Damit kletterten sie in der Gesamtwertung auf den achten Platz. Am souveränen Gesamtsieg der Olympiasieger Ruggero Tita/Caterina Banti (Italien) vor den Doppelweltmeistern John Gimson/Anna Burnet (Großbritannien) und dem zweiten italienischen Team Vittorio Bissaro/Maelle Frascari bestand kein Zweifel.
11. ACO Musto Skiff-Weltmeisterschaft
Endlich hat es für Rick Peacock geklappt: Er gewann seine erste Medaille bei den ACO Musto Skiff World Championships und dann die Goldene. Ohne ein weiteres Rennen am Sonntag durfte er feiern: „Bei der letzten WM habe ich am letzten Tag die Medaille verloren. Jetzt fühlt es sich natürlich super an. Es war ein starker Wettkampf, und wir haben ein tolles Podium.“ sagte der Brite, der in den Niederlanden lebt, wo er den Olympiakader im 49er trainiert.
„Ich hatte diese Woche frei und konnte die Weltmeisterschaften segeln. Jetzt geht es direkt nach Aarhus zur 49er Europameisterschaft. Dort hoffe ich natürlich auf einen ähnlichen Erfolg.“ Hinter Peacock folgte der Südafrikaner Andy Tarboton vor dem Briten Peter Greenhalgh. Tarboton sah gelassen, dass er keine Chance hatte, noch einmal anzugreifen: „Das ist Segeln. Wir hatten eine fantastische Woche mit einer großartigen Organisation, super Wetter, und in Sachen Wind war alles dabei – von leichtem über mittlerem bis hin zu starkem Wind freue mich für Rick.“ Auch intern feierte er einen kleinen Sieg, denn der seit zehn Jahren in Großbritannien lebende Südafrikaner bildet mit Peter Greenhalgh eine Trainingsgruppe und konnte seinen Partner auf den dritten Platz verweisen.
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